Challenge it! – Mit Leichtigkeit zu erfolgversprechenden Maßnahmen
- Sabina Lammert

- vor 4 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Was ist "Challenge it!"?
„Challenge it!“ ist ein Serious Game, bei dem die Teilnehmenden am Ende von einem Workshop oder Meeting die Formulierung ihrer nächsten Schritte gemeinsam verbessern. Das Ziel ist es, sich gegenseitig dabei zu unterstützen, die Umsetzungswahrscheinlichkeit der Maßnahmen zu erhöhen.

Wieso wurde „Challenge it!“ entwickelt?
Das Serious Game ist aus einem echten Bedarf entstanden. Denn am Ende von stunden- oder manchmal sogar tagelangen Workshops steht die eigentlich wichtigste Aufgabe an: Das Ableiten der Maßnahmen, um die gewonnenen Erkenntnisse in den Arbeitsalltag zu integrieren. Doch leider sind die Teilnehmenden hier meist schon am Ende ihrer Energie, worunter die Qualität der Maßnahmen leidet.
Im schlimmsten Fall stellt sich folgendes Szenario ein: Die Gruppe formuliert oberflächliche Maßnahmen und klopft sich dafür bereits auf die Schulter. Der/die Facilitator versucht durch verschiedene Fragen die Qualität der Maßnahmen zu verbessern. Denn so gut der Workshop auch bisher war, wenn es keine spürbare Veränderung im Arbeitsalltag gibt, war es potenziell eine Zeitverschwendung. Nur der/die Facilitator stellt fragen, auf die die Gruppe knapp und unmotiviert antwortet. Der bisher gut laufende Workshop bekommt einen negativen Beigeschmack zum Ende hin.
Aus diesem habe ich nach einem Weg gesucht, um…
… als Facilitator nicht als einzige Fragen zur Verbesserung der Maßnahmen zu stellen
… die Teilnehmenden zu befähigen, zukünftig direkt bessere Formulierungen zu stellen
… den Teilnehmenden einen Fragenkatalog für das Verbessern von Maßnahmenformulierungen zu geben
… die Teilnehmenden aktiv zu halten
… die Stimmung aller in Echtzeit zu visualisieren
Das Spiel ist eine Kombination aus der klassischen Skalenfrage im Coaching mit der Spieldynamik der Lösungskarten aus dem Agile Game „Fearless Journey“ von Deborah Preuss.
Die Lösungskarten habe ich im Rahmen von einer Open Space Session auf der play4agile 2024 zusammen mit den im Spielset namentlich erwähnten Agile Coaches gesammelt. Entsprechend steht auch bei jeder Lösungskarte, der Name der Person, die sie beigesteuert hat.

Wann kann „Challenge it!“ verwendet werden?
„Challenge it!“ eignet sich hervorragend für die Verwendung am Ende eines Workshops. Bei der Erstanwendung sollte mindestens eine Stunde eingeplant werden, damit die Teilnehmenden ausreichend Zeit haben, um sich mit der Spieldynamik vertraut zu machen. Bei wiederholter Anwendung benötigen die Teilnehmenden erfahrungsgemäß deutlich weniger Zeit für die Bearbeitung der gleichen Anzahl von Maßnahmen.
Wie bereits oben erwähnt, steckt auch ein didaktischer Gedanke hinter dem Spiel: Durch mehrmaliges Spielen, internalisieren die Teilnehmenden die Fragen für die Verbesserung der Maßnahmen. Idealerweise gelangen sie schnell an den Punkt, dass sie „Challenge it!“ als physisches Spiel nicht mehr benötigen, sondern die Qualität ihrer Maßnahmen bei erstmaliger Formulierung schon so gut ist, dass es quasi keine Verbesserung mehr braucht.
Für einzelne Maßnahmen kann das Spiel bei erfahrenen Gruppen auch am Ende eines Meetings eingesetzt werden.
Für wie viele Spieler*innen ist „Challenge it!“ geeignet?
Ein Set eignet sich für eine maximale Anzahl von 8 Personen. Bei größeren Gruppen können mehrere Sets verwendet werden.
Wie ist der Spielablauf von „Challenge it!“?
Formulieren der Maßnahmen
Im ersten Schritt erhalten die Teilnehmenden je nach verfügbarer Zeit eine bis drei beschreibbare Maßnahmen Portkarten, auf denen sie das Thema, ihren Namen und (bei mehreren Maßnahmenkarten) die Priorität der Maßnahme aufschreiben. Anschließend formulieren sie die aus ihrer Sicht wichtigste Maßnahme, um die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Workshop bestmöglich in der Arbeitsalltag zu implementieren oder allgemein eine spürbare Veränderung ihrer Zusammenarbeit zu ermöglichen. Die Fragestellung kann durch den/ die Facilitator entsprechend angepasst werden.

Die Maßnahmen werden in separate Kartestapel mit gleicher Priorität gestapelt, gemischt und anschließend wird ein großer Kartenstapel erstellt, bei dem alle Maßnahmen mit der höchsten Priorität oben liegen.
Bewerten der ersten Maßnahmen
Die erste Maßnahme wird in wenigen Sätzen von der/dem Autor*in vorgestellt.
Alle Teilnehmenden erhalten eine Spielfigur, mit der sie auf einer Skala von 1-10 ihre Einschätzung zur Qualität bzw. Umsetzungswahrscheinlichkeit der Maßnahme visualisieren.

Verwendung der Lösungskarten
Je nach Teilnehmerzahl werden 3-5 Lösungskarten verteilt. Diese werden für alle offen sichtbar, nebeneinander an den Rand des Spielbrettes gelegt. Jede*r Teilnehmde wählt eine Lösungskarte aus, die potenziell die Frage enthält, die die eigene Bewertung auf der Skala oder die Bewertung einer anderen Person verbessern könnte. Auch wenn vermeindlich keine Karte gut passt, soll dennoch die beste Frage nach vorne geschoben werden. Sobald alle Teilnehmenden eine Karte ausgewählt haben (was durch das Vorschieben der Karte sichtbar gemacht wird), lesen alle Teilnehmenden im Uhrzeigersinn ihre ausgewählte Karte vor – beginnend bei der Person nach dem Autor. In diesem Schritt sind noch keine Diskussionen gewünscht. Dadurch wird sichergestellt, das möglichst schnelle alle Teilnehmenden einen Gesprächsanteil hatten. Nachdem alle Lösungskarten vorgestellt worden sind, beginnt die Diskussion.
Verbesserung der Maßnahmen
Nun beginnt die offene Diskussion. Nachdem sie die Teilnehmenden alle Impulse angehört haben, können sie in der Gruppe reflektieren, was mit ihnen resoniert hat und welche Veränderung der Formulierung ihnen dabei helfen könnte, ihre Bewertung zu verbessern. Die Hoheit über die Verbesserung der Maßnahmenformulierung liegt bei dem/der Autor*in.
Die Verbesserung wird entsprechend auf der Maßnahmenkarte schriftlich festgehalten. Anschließend aktualisieren alle Teilnehmenden die Position ihrer Spielfiguren auf der Skala. Eine Veränderung der Maßnahmenformulierung kann auch zu einer schlechteren Bewertung führen. Der entscheidende Vorteil ist, dass man auf einem Blick das Bauchgefühl und die Tendenz aller Workshopteilnehmenden visuell erfassen kann.

Auf eine Maßnahmenkarte passen bis zu drei Formulierungsverbesserungen. Sollte mehr Platz benötigt werden, kann eine leere Maßnahmenkarte als zusätzlicher Platz genutzt werden. Erst wenn alle Figuren im grünen Bereich sind, wird eine neue Maßnahmenkarte gezogen.
Anschließend wird notiert, wer die Aufgabe umsetzt, bis wann dies geschieht und wann die erfolgreiche Umsetzung überprüft wird.
Eine visuelle Darstellung des Spielablaufs findest du in folgendem Bild und auch in jedem "Challenge it!" Spielset.

Welches Feedback gab es bisher zu "Challenge it!"?
Auf diesem Flipchart sind die Erkenntnisse der Teilnehmenden an meiner Session auf dem Agile Castle Camp 2025 festgehalten.

Wo kann man „Challenge it!“ erwerben?
Aktuell können die deutsche und die englische Version des Serious Games im leadventure Online Shop gekauft werden.
Gibt es eine Online-Version von „Challenge it!“?
Die Spieldynamik ist problemlos auf Online Whiteboards abbildbar. Sobald ein Download-Kit verfügbar ist, teilen wir es hier.




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